Alles fing damit an, dass vor ein paar Monaten ein paar summselige nette Wespen hinter unserer Mauer im Nachbargarten beschlossen, ein Nest zu bauen. „Wow“ dachte ich, in dieser Höhe und bei den Temperaturen ist das ja echt eine Leistung“ und bewunderte die emsigen Tierchen aus der sicheren Entfernung unseres Schlafzimmerfensters. Sie kamen nur zu bestimmten Zeiten raus und oft waren sie gar nicht zu sehen. Nach einiger Zeit wurden es mehr und mehr, was uns nicht weiter störte, weil die Wespen eher im Nachbargarten heimisch waren; nur ab und zu sah man mal ein paar über die Mauer und in unseren Hof fliegen. Leider blieb es nicht dabei. Eines Tages meinte unsere Putzfrau mit ängstlichem Gesichtsausdruck, sie traue sich nicht mehr, in den Hof zu gehen, weil sie dort von den Wespen attakiert werde. Ich wollte sie beruhigen und mit ihr raus gehen und wie ich feststellen musste, hatte sie sofort drei Wespen im Haar. Außerdem waren die Wespen wohl um die Mittagszeit, wenn sie putzt am aktivsten. Also wandten wir uns an die Nachbarin, denen der Garten hinter der Mauer gehört und es wurde beschlossen: Die Wespen müssen weg!
So, nun müssen wir mal einen kleinen Rückblick nach Deutschland machen, kurz bevor wir umgezogen sind, nämlich – Wie man in Deutschland Wespen fängt: Eines Tages fiel mir auf, dass ständig tote Wespen bei uns herumlagen ... Wir begaben uns auf die Suche und wurden auch schnell fündig: Auf dem Dachboden hatte sich eine kleine Wespenkolonie eingenistet und vergrößerte dort ständig ihren Bau. Zum Glück haben wir einen Freund, der Imker ist und auch gleich mit seiner ganzen Ausrüstung anrückte. Der Freund und Lutz wurden also in diese weißen Anzüge gesteckt, die aussehen wie die Laboranzüge in den Filmen, wenn ein UFO landet und die Wissenschafler sich langsam den gefangen Aliens nähern... Dann kletterten beide auf den Dachboden, die Klappe wurde geschlossen und unser Freund sägte vorsichtig mit einem Messer das Nest ab und lies es in einen Eimer fallen, der sofort fest verschlossen wurde. Dann hörte ich von oben ein regelmäßiges Hämmern und Stampfen und vereinzelte Wortfetzen „Da, jetzt haben wir sie!“ „Nein, ich glaube das war sie nicht“. „DA! Da ist sie!“ STAMPF... Später erklärten mir die beiden Jäger, dass sie die Königin erwischen mussten, damit sie nicht gleich am nächten Tag ein neues Nest baut, sonst ist alles umsonst ...
So und nun zur mexikanischen Art, Wespen zu fangen: Zunächst mal wurden - wie bei uns in Deutschland auch üblich - die Bomberos (Feuerwehr) gerufen. Das sah dann so aus, dass ich abends um 18:00 von der Arbeit kam und quer auf der Strasse (man ist ja wichtig) ein dicker Tankwagen stand mit der Aufschrift „bomberos“, der alles versperrte. Dazu noch das Auto des Einsatzleiters, sodaß auch wirklich niemand mehr vorbei kam. Mein Sohn, der als einziger zu Hause war hatte die Herrschaften inklusive der Nachbarin schon in unseren Garten gelassen, wo man gerade darüber diskutierte, was zu tun sei. Ein Alien-Vernichter im weißen Anzug stand auch schon da, außerdem noch in sicherer Entfernung fünf weitere Bomberos zur seelischen Unterstützung. Nach einigem Hin und her kam die Nachbarin dann zu mir, um mir zu erklären, dass die Bomberos festgestellt hätten, dass die Wespen in der Mauer wohnen und man sie nun ausräuchern wolle. Wir sollten nun das Zeug zum Ausräuchern kaufen gehen. Leider wüßte niemand, wie es heißt oder wo man es kaufen könnte und sie habe kein Auto und müsse auf ihre Enkel aufpassen. Ob ICH das wohl kaufen könnte? Hääää? Ich habe ihr dann erklärt, dass ich auch nicht wisse, wo es das zu kaufen gibt und ihr gesagt, sie solle den Bomberos Geld geben, damit diese losziehen und das Zeug besorgen. Als sie dann zu weiteren Diskussionen (wer bezahlt das Ganze?) wieder rausging habe ich meinen Sohn beiseite genommen und ihm eindringlich vorgeschlagen, er soll sich ins Auto setzen und ganz dringend einen Freund besuchen fahren – und schwupps – hatte ich leider auch kein Auto mehr und war damit raus aus der Diskussion. Also was nun? Was nach über einer Stunde Rumgestehe dann beschlossen wurde war: Doch kein Zeugs zu kaufen, sondern einfach den Eingang des Nests (der ja auf dem Nachbargrundstück war) zumauern. Wir sollten dann vorsichtshalber die nächsten Tage nicht in den Hof gehen und ... Voila, das Problem ist gelöst!!! ... Und die Wespenkönigin? Wie gesagt, wenn sie nicht tot ist ...
Das sahen die Wespen natürlich ganz genau so! Anstatt sich in ihrem Pyramidengrab still und unauffällig von der Welt zu verabschieden, taten sie das Naheliegendste: Die verbliebenen 40 Wespen draussen und die verbliebenen 400 Wespen drinnen in der Mauer begannen unter wütendem Gebrummel, einen neuen Eingang zu graben... Eine mexikanische Wespenkönigin und ihr Volk lassen sich nicht so leicht lebendig begraben, wie seinerzeit die Ägypter. Und was ist da einfacher, als die morschen Fugen auf UNSERER Seite der Mauer ein bisschen freizulegen?! Tja also haben wir jetzt jedenfalls seit zwei Wochen das Problem, dass wir nur zu bestimmten Zeiten (am Besten im Dunkeln oder bei Regen) in den Hof können, im Schweinsgalopp die Wäsche zur Waschmaschine (die im Hof steht) und zurück schleppen und die Putzfrau jetzt gar nicht mehr raus kann. Am Schlimmsten ist es, wenn wir alle zwei Tage die Wasserpumpe im Hof anmachen, die aus der Zisterne das Wasser ins Haus in die Wassertanks pumpt. Das tiefe Vibrieren und Brummen der Punpe halten die Wespen scheinbar jedesmal für eine feindliche Invasion eines andere Wespenvolks und schwärmen dann komplett in den Hof aus, um den Gegener zu finden und zu vernichten. Es dauert dann Stunden, bis sich ihr wütendes Brummeln wieder beruhigt. Die Fenster und Türen müssen wir geschlossen halten und in der Dämmerung im Dunkeln in der Küche rumlaufen, da die Wespen sonst angelockt durch das Licht unter dem Türspalt in die Küche kriechen. Unsere Vermieterin interessierte das trotz mehrerer emails unsererseits gar nicht, bis wir ihr gestern gedroht haben, die nächste Miete nicht zu bezahlen, wenn sie nichts unternimmt. Da stand ganz flugs ihr erwachsener Sohn vor der Tür und meinte überschwänglich, er kümmere sich SOFORT darum und komme morgen abend (also heute) mit den Bomberos wieder... Inzwischen sind sie also alle wieder da inklusive dem Alien-Vernichter und diskutieren mal wieder im Hof, was ich aus sicherer Entfernung in der Küche mit geschlossener Tür stehend verfolge. Mein Mann kam eben bei mir vorbeigelaufen und suchte ... Papiertücher? ! Aha, wir haben es mit einem anderen Team zu tun...Die verlangen keine Ausräucher-Mittel, die keiner kennt, sondern tränken die Papiertücher in CHLOR und stecken diese erst mal in alle Ritzen ... ?! Interessante Methode!!! Vielleicht wollen sie die Wespen damit betäuben oder die Viecher sollen sie sich im Chlorwahn gegenseitig angreifen? Naja, jedenfalls: Chlor hilft hier gegen alles. Man putzt und wäscht damit und es gibt sogar Chlorkaugummis - also kann das auch bei der Wespenbekämpfung schon mal nicht falsch sein...
Und was ist dann der eigentliche Plan?
Na ist doch klar:
Sobald die Wespen betäubt sind, mauert der Alienmann nachher einfach wieder die Ritzen auf unserer Mauerseite zu...
Soll sich die Nachbarin doch ruhig noch mal mit der Wespenkönigin und ihrem treuen Gefolge rumplagen, wenn sie sich dann auf ihrer Seite wieder einen Weg in die Freiheit graben ...
Wir haben das Problem HIER ja erst mal gelöst...
Na, das kann ja heiter werden...
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