Rambo und die griechische Wildnis (2)

Heute morgen haben meine Schwägerin und ich beschlossen, mal in unseren Olivenhain zu gehen. Man sieht vom Haus aus ja nur die vorderen drei Bäume und kann die restlichen siebenundzwanzig Bäume dahinter nur erahnen. Außerdem wollten wir gerne mal wissen, wie groß das Grundsrück insgesamt ist und wie es ringsherum begrenzt ist - nach vorne zur Straße haben wir ein tonnenschweres riesiges Eisentor, dass sich auf Knopfdruck schwerfällig und laut rumpelnd zur Seite schiebt. Hat was von Hochsicherheitsgefängnis... Wir haben außerdem keine Klingel, damit potenzielle Einbrecher nicht durch Klingeln herausfinden können, ob jemand zu Hause ist oder das Haus grade verlassen ist. Wenn wir Besuch bekommen, müssen die Leute anrufen, sobald sie vor dem Tor stehen und wir lassen sie dann rein...

 

Aber zurück zum Olivenhain! Da unsere Vermieterin ja eindringlich vor den Schlangen gewarnt hatte, die dort leben, haben wir unsere Safari heute morgen beim Frühstück gut geplant: Sollen wir zuerst außen ums Grundstück gehen oder direkt durch den Olivenhain? Und welche Kleidung? Wir waren uns einig, dass wir kein Risiko eingehen wollten und sind beide erst mal in unseren Zimmern verschwunden, um uns entsprechend auszurüsten: In meinem Kleiderschrank fanden sich Wanderschuhe, dicke Wandersocken und eine bissfeste Winter-Trekking-Funktionshose - herrlich bei immerhin schon 25 Grad und strahlender Sonne!

Meine Schwägerin hatte immerhin eine lange Hose und Tennissocken vorzuweisen, die wir noch mit den Gummistiefeln unserer Vermieterin kombinierten.

Freudig verließen wir das Haus und stürzten uns ins Abenteuer: Wir durchquerten den Garten gefahrlos über den inzwischen gemähten Rasen bis zum Rand des Olivenhains. Dort verschafften wir uns einen Überblick und dann... begaben wir uns todesmutig in die Wildnis, bewaffnet nur mit unseren Handys und all unserer Abenteuerlust, stiegen über die Hügelkuppe in den Olivenhain und standen zwischen den Olivenbäumen. Da ich deutlich robuster gekleidet war, hatte ich entschieden, vor zu gehen, um im hohen Gras die Schlangen auf zu scheuchen und mich aufopfernd zwischen die wilden Tiere und meine Schwägerin in ihrer dünnen Sommerhose zu werfen...

Nur... es gab gar kein hohes Gras! Und auch keine Schlangen! Und auch keinerlei andere wilde Tiere! Zwischen den Reihen der Olivenbäume war jeweils ein ca. 4 m breiter Streifen mit Brachland, auf dem so gut wie nichts wuchs... und auch nichts herumkrabbelte oder schlich...

Enttäuscht?... Irgendwie schon... Die ganzen Vorbereitungen für unsere Großwildjagd umsonst...

 

Neugierig sind wir trotzdem mal bis ganz an den unteren Rand des Grundstücks gelaufen, das an ein Tal grenzt, das vor Büschen und Gräsern nur so strotzt... DICHTESTE WILDNIS! DA wollten wir allerdings beim besten Willen nicht auf Schlangensuche gehen...

Nach kaum 10 Minuten sind wir also unverrichteter Dinge den Olivenhain wieder hoch gestiefelt und meine Schwägerin murmelte vor sich hin: "Noch nicht mal eine Schlangenhülle hier...". Beim Verlassen des Hauses hatte sie sich übrigens noch hinter mir in Deckung gedrückt und gemeint: "Wenn wir wirklich eine Schlange sehen, bin ich weg!!!"

 

Bei 25 Grad in der prallen Sonne und in Winterwanderkleidung ist man auch nach 10 Minuten im Olivenhain völlig durch geschwitzt. Also alles so schnell wie möglich wieder ausgezogen und ab auf die Dachterrasse in unseren kleinen Pool, den wir letzte Woche zusammen aufgestellt haben. Kaum sitzen wir im Wasser, springt meine Schwägerin aber wie von der Tarantel gestochen wieder auf und kreischt:

"Neeeiiin! Da muss ich hin!" ... Was?!?!?! Liegt ihr handy in der Wasserlache, die wir beim Betreten des Schwimmbads produziert haben? Irgendwas anderes, dass dringend vor dem Wasser gerettet werden muss? Nein... was macht sie da?... Sie springt zu ihrem handy und dann mit gezückter handy-Kamera zum Terrassen-Geländer! Denn da sitzt sage und schreibe eine Gottesanbeterin und sonnt sich! So ein tolles Tier!... Ende gut, alles gut!

Unsere Apres-Safari hat doch tatsächlich noch ein paar beeindruckende Fotos geliefert. Wunderbar! Auf die griechische Wildnis ist eben doch Verlass!

 

Übrigens

Der ganze Rest des Grundstücks ist von einem niedrigen, rostigen, zum Teil kaputten Maschendrahtzaun begrenzt... Hoffen wir mal, das die Einbrecher nicht so schlau sind, in die Sackgasse neben unserem Grundstück abzubiegen und sich durch den Olivenhain in den Garten zu schleichen ...

Aber nein! Das würden sie sich niemals trauen! Das weiß doch jeden Kind! Dann müssten sie nämlich durch die unzähligen Schlangennester mit den giftigen Schlangen laufen, die zwischen den Olivenbäumen lauern und nur darauf warten, gnadelos zuzubeißen... ... ...

 

Und noch mal übrigens

Vor ein paar Tagen hat sich Rambo bei mir vorgestellt. Ich habe die Haustür zum Lüften offen und bin in der Küche zu Gange, da sitzt er plötzlich im Eingang:

Ein dicker Kater, der unser Haus offensichtlich als sein Revier betrachtet - rot gestreiftes Fell und sehr gut genährt... Kein Wunder bei all den Wechselkröten-Froschschenkeln, die er jeden Abend verspeist! Na dann: Guten Appetit!

 

Und noch mal übrigens - 2 Wochen später:

Heute mittag steht Lutz auf dem Balkon und ruft aufgeregt, ich soll ganz schnell mit dem Fotoapparat raus kommen!!! Da sehe ich grade noch, wie eine eineinhalb Meter lange Schlange über unsere Wiese gleitet und im Olivenhain verschwindet - soviel also noch mal zum Tragen von Gummistiefeln...

Unser Olivenhain
Unser Olivenhain
Die gefährlichen Schlangen in unserem Olivenhain: die grüne Buschnatter...
Die gefährlichen Schlangen in unserem Olivenhain: die grüne Buschnatter...
... und die gelbe Ringelotter!
... und die gelbe Ringelotter!
Die Olivenbaum-Wildnis hinter unserem Haus
Die Olivenbaum-Wildnis hinter unserem Haus

eine Sonnenanbeterin

Rambo auf Großwildjagd
Rambo auf Großwildjagd
Mist! Es gibt sie doch!... Aber sie lächelt!
Mist! Es gibt sie doch!... Aber sie lächelt!

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