Lecker lecker! Olivenöl!?

Ich liege im Bett und mein Bauch beschwert sich! Auch nach inzwischen zehn Wochen hat sich mein Körper noch nicht so richtig an das Essen hier gewöhnt... Vielleicht sind es die ungewohnten Essenszeiten? Oder die Tatsache, dass wir hier viel öfter lecker und günstig Essen gehen? Am vielgepriesenen Olivenöl kann es eigentlich nicht liegen – oder doch? Genau das hat mein Sohn uns gestern auch gefragt, als wir wieder einmal zum Sonnenuntergang am Meer saßen und fritierten Feta in Sesam und Honig, Feta in Tomate und Öl, Anchovies in Öl, frittierte Zucchini und Zaziki geschlemmt haben: "Merkt Ihr schon was, von der vielgespriesenen gesundheitsfördernden Wirkung des Olivenöls?"

 

Nöööö, eigentlich nicht... Aber was man deutlich merkt, ist dass egal für welches Gericht man sich hier entscheidet, ALLES in (zugegeben sehr leckerem) Olivenöl schwimmt. Wenn man ein normales Gericht bestellt, besteht es entweder aus viel Fleisch oder viel Fisch mit Pommes. Gemüse oder Salat als Beilage gibt es nicht; das bestellt man extra dazu. Das Gemüse ist dann meistens fritiert oder in Öl gebacken und der Salat natürlich auch mit Olivenöl angemacht.

Irgendwo muss das ganze Öl ja schließlich hin, dass hier massenweise an den Bäumen wächst so weit das Auge reicht...

In den Supermärkten gibt es riesige 5-Liter-Kanister mit Olivenöl und wo uns drei verschiedene Olivenölsorten bescheiden anlächeln, wird man hier erschlagen von Ölflaschen neben Ölflaschen... Bisher habe ich einfach immer das günstigste Öl gekauft, traue mich aber kaum, das laut auszusprechen. Bei Olivenöl besteht hier eine ähnliche Expertise, wie in Frankreich bei verschiedenen Weinen:

Jeder hat sein Lieblingsöl, das aus irgendeinem Grund viel besser schmeckt, als das Andere. Und am besten schmeckt natürlich das Öl, das von Freunden angebaut und gepresst wurde. Finde ich sehr verständlich und glaube ich sofort - nur mein deutscher Gaumen schmeckt leider den Unterschied trotzdem nicht und um den stolzen Ölbesitzer nicht traurig zu machen, stimmt man einfach am besten in das Olivenöl-Lob mit ein...

 

Aber zurück zum Essen: Es gibt hier eine schöne Sitte, wenn man mit mehreren Personen essen geht: Man bestellt viele leckere Kleinigkeiten und die kommen alle in die Mitte des Tisches, sodass sich dann Jeder einfach von Allem bedienen kann - ein herrliches Schlemmerbuffet, von dem man den ganzen Abend naschen kann! Zum Nachtisch gibt es übrigens immer ungefragt etwas Süßes - das gehört zum Service des Restaurants dazu und kostet nichts. Da ich mich mal sehr mit Ernährung befasst habe, weiß ich, dass der Zucker dem Körper hilft, die enormen Mengen des im Blutkreislauf rotierenden Fettes nicht verarbeiten zu müssen. Man fühlt sich nicht mehr so pappevoll und der Körper braucht das Fett nicht mühsam über die Leber zu verdauen und auszuscheiden, weil der Zucker praktischerweise dafür sorgt, dass das Fett schnurstracks vom Blut in die Körperzellen befördert wird!...

Den meisten Griechen, die wir bisher gesehen haben – egal ob jung oder alt – sieht man die Liebe zum (fettigen) Essen dann auch an: Olivenöl hat zwar den Ruf, das gesündeste unter den Ölen zu sein, aber wenn man es in solchen rauhen Mengen zu sich nimmt, kann der Körper damit dann irgendwann auch nichts mehr anfangen und lagert es schön überall ein. Aber zum Glück wird hier nicht so ein Schlankheitskult betrieben, wie in Deutschland: Die Frauen fühlen sich mit ihren Rundungen einfach nur weiblich und attraktiv und die Männer sind halt etwas kräftiger und sehen nicht nach Hänfling aus. Und dieses Schönheitsideal passt netterweise perfekt zu meiner Figur.

Es ist nämlich äußerst schwierig, schlank zu bleiben, wenn das Leben drei Monate lang von nachmittags bis Sonnenuntergang still steht und man erst gegen 21.00 (halt eben nach Sonnenuntergang, wenn es endlich wieder kühler wird) wieder in die Gänge kommt. Und dann merkt, dass man dem ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen hat... Zugegeben, im Sommer bei 35 – 40 Grad hat man auch wirklich keinen Appetit auf schweres Essen und die arme Hausfrau stellt sich bei diesen Temperaturen auch nicht gerne mit der heißen Pfanne an den Herd. Aber die komplette Nahrung des Tages erst kurz vor dem Schlafen gehen zu sich zu nehmen, fällt uns extrem schwer. Wir hatten zwei mal das wirkliche Vergnügen, bei unserer Vermieterin zum Essen eingeladen zu sein, die fantastisch leckere Speisen aufgetischt hat und zwar in Mengen, von denen auch doppelt so viele Menschen drei Tage lang satt geworden wären. Und man möchte ja dann nicht unhöflich sein, wenn sie bei den Temperaturen extra für uns kocht. Aber der drückende, rumorende Wackerstein im Magen, der dann mit im Bett liegt und Bauch- und Rückenlage verhindert, sorgt nicht grade für erholsamen Schlaf. Stattdessen hievt man den schweren Bauch die ganze Nacht von einer Seite auf die andere, hofft dass der Körper das Ganze möglichst schnell verdaut und schwört, nie wieder solche Mengen fettigen Essens so spät abends zu essen.

Trotz all der guten Vorsätze schaffen wir es bisher nicht, abends einfach nur einen Joghurt zu essen, so wie wir das in Deutschland gemacht haben. Wenn man mit oder ohne Besuch abends noch zum Meer runter geht und beim Klang der Wellen den Tag ausklingen lässt, gehört so eine kleine leckere Mahlzeit einfach dazu. Nach der Kugelbauch-Erfahrung entscheiden wir uns inzwischen immerhin nur noch für Fischhäppchen oder einen griechischen Salat mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Paprika und Schafskäse, die alle so viel aromatischer schmecken, als bei uns – ach ja und natürlich mit ganz viel Olivenöl - herrlich!...

Tja, irgendwann wird mein Bauch sich schon daran gewöhnen!... Und mal sehen, wann sich das schlechte Gewissen endlich nicht mehr meldet: HEUTE Abend esse ich ganz bestimmt mal nur einen Joghurt!... Ach geht ja nicht: Heute Abend wollten wir noch mal mit unserem Sohn schön am Strand essen gehen... Na gut, aber MORGEN Abend esse ich ganz bestimmt mal nur einen Joghurt!... Aber wir müssen auch unbedingt noch mit ihm in das leckere Steak-Restaurant, das wir erst letzte Woche entdeckt haben: Steaks so groß wie Pizzen und je eine Servierplatte voll Pommes und frittierter Zucchini, die wir zu Dritt nicht geschafft haben! Lecker, lecker... Na gut, aber ÜBERMORGEN...

 

Übrigens

Vielleicht klappts ja im Winter, wenn kein Besuch mehr da ist und man nicht mehr am Strand sitzen kann? Dann gehen wir bestimmt auch nicht mehr so viel Essen. Dafür werde ich dann wochenlang die herrlichsten Weihnachtsplätzchen backen!

Garantiert ohne Olivenöl ... Dafür dann mit guter fettiger deutscher Butter! ...

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