Woche 2
Tag 1
Stöööööhn..... ich merke doch deutlich, dass ich laaaange keine Fremdsprache mehr gelernt habe...
Jaja, ich weiß, ich bin zu ungeduldig und zu schnell und bombe mich ja förmlich zu, aber wenn ich in dem Tempo lerne, in dem die VHS das macht, kann ich in drei Jahren endlich gut Griechisch (und vielleicht neben dem Zimmer mit Dusche auch noch ein Abendessen bestellen) - nämlich dann, wenn wir vielleicht schon wieder zurück nach Deutschland gehen... Ich brauche die Sprache aber JETZT, also rein damit!
Und zumindest mein Gehirn hat es auch so langsam verstanden: Es wälzt jetzt den ganzen Tag die Vokabeln, die ich morgens rein gestopft habe! Morgens beim Aufstehen, auf dem Klo, beim Kochen... "Signomi, tora matheno elleniko!"... "Entschuldigung, grade ich lerne griechisch!" Latent sind also tatsächlich schon mehr als 15 Wörter hängen geblieben, lassen sich aber leider noch nicht abrufen wenn ich das will, sondern erscheinen plötzlich beim Putzen wie ein Geist und hauchen: "Tipoootaaaaaaa ..." und schon schwebt der Geist weiter... Halt!Halt! Heißt es wirklich tipotA oder nicht tipotE?... Und was genau heißt das noch mal?" ...Und weg ist er!... Das ist der Nachteil beim Putzen: Man kann nicht mal eben so nachschlagen....
Tag 2
A propos Nachschlagen!!!...
Ein Riiiesen-Hindernis beim Griechisch lernen, ist dass JEDES einzelne Wörterbuch, jede App und jedes Lehrwerk Dir was Anderes erzählt: "Kalimera" heißt "Guten Morgen", das war eines meiner ersten Wörter. Eine Woche später sagt die Tussi im Griechisch-Lehrbuch dann aber plötzlich zu ihrem neuen griechischen Freund "Orea mera" und das heißt NICHT "Schöner Morgen", sondern "Schöner Tag"... !!!??? Häää?... "Kali mera" heißt aber doch "Guten MORGEN"???... Eben nicht! Es heißt "Guten Tag", wird aber von morgens bis mittags benutzt!... Na Danke!... Aber das wäre ja alles gar nicht so schlimm und so verwirrend, wenn man "Mera" so einfach nachschlagen könnte und nachgucken, was es nun wirklich bedeutet... Kann man aber nicht!... Die Wörterbuch-apps kennen das entweder nicht oder machen "kalimera" draus, was sie dann richtig mit "Guten Morgen" übersetzen und die Lehrbücher kann man nur schwer nach einem einzelnen Wort durchsuchen und auch die übersetzen alle sinngemäß.
Und das Elend geht noch weiter: Auch die Aussprache und die Schreibweise sind nicht einheitlich: "Bruder" kann man entweder "adelfos" oder aber "aderfos" schreiben und sprechen... herrlich, wenn das eins deiner 15 Wörter ist, von denen Du sicher warst, dass Du sie kannst und Du drei Tage nachdem du es frisch gelernt hast an deinem Verstand zweifelst: Hä? Schreibt man das nicht mit "l"??? .... wälz, wälz.. mal wieder alle verfügbaren Bücher und apps durchsuchen... Und Stunden später: Ja! Bruder schreibt man mit "l"! ... wenn man will... Aber wenn mal Lust hat, Bruder mit "r" zu schreiben, ist das auch völlig in Ordnung...
Versteht Ihr so langsam meine Verzweiflung?
Tag 3
Im Internet habe ich heute übrigens eine nette Vokabel-app entdeckt: "Quizlet". Man gibt seine Vokabeln selbst ein und kann sie überall auf verschiedene Arten abfragen lassen. Und man kann sie sogar auf dem Computer eingeben und hat dann auch alles auf dem Handy parat - sehr praktisch! ... wenn denn meine Tastatur griechische Buchstaben hätte!... ... ...
Wie man das griechischer Alphabet auf dem Computer installiert, habe ich schnell raus gefunden (unten rechts auf dem Bildschirm auf DEU klicken, dann öffnen sich die Spracheinstellungen)... Aber jetzt: Schreiben!... Der Computer bietet mir eine Bildschirmtastatur an - per Mausklick die Buchstaben einzeln anklicken - das ist ja noch umständlicher als sie auf dem Handy einzugeben!... Mist!... hhhmmm... das muss doch auch anders gehen... ... ... Ahhhaaa! Was haben wir denn da!: Einen hübschen weißen Stift mit flüssigem Tipp-Ex!... Tataaaaa! ... hups, das schmiert aber!... Egal!... Also netterweise ist ja auf den schönen großen Tasten der Computertastatur unter den lateinischen Buchstaben noch gaaanz viel Platz... zum Beispiel für griechische Buchstaben!... Ob das mit dem flüssigen Tippex wohl geht?... Ach, da hilft nur Ausprobieren! Notfalls mache ich das dann mit Nagellackentferner wieder ab!... Den Mutigen gehört die Welt!... Ich brauche keine zwei Minuten und auf allen Tasten leuchten jetzt so nette weiße... Klekse... Macht nichts, dass man das nicht wirklich lesen kann - ich weiß doch inzwischen sowieso, wie die Buchstaben eigentlich aussehen sollen!... Und: Trara! Ich kann die Vokabeln auf Griechisch in den Computer eingeben! Nett!
Tag 5
Es wird... so langsam werde ich besser! Beim Abfragen fallen mir nur leider immer noch dauernd tausend spanische Wörter ein... das griechiche Wort, dass ich eben erst gelesen habe?... schon wieder weg! Scheinbar liegen die Gehirnareale, die für Fremdsprachen zuständig sind echt ziemlich eng beeinander... Da hilft nur eins: Das Griechisch-Areal weiter möglichst schnell mit vielen vielen Wörtern füttern und bloß nicht auf die anderen Sprachen zurückgreifen, die daneben liegen und locken!
In Mexico hat das mit dem Spanisch lernen super geklappt, weil ich einfach immer erst mal alle anderen Sprachen durchforstet habe, die ich so kenne und irgendein Wort hat fast immer gepasst. Dann musste ich mir nur noch merken: "Das klingt so ähnlich wie... im Englischen"...
Pfffffttt!!!... Klappt mit Griechisch aber überhaupt nicht! Die Wörter hören sich nach NICHTS an, das ich da oben schon abgespeichert habe...
Das Einzig, was da hilft, sind abenteuerliche Eselbrücken:
"Tora matheno hellinika" - "Ich lerne grade Griechisch"...
Die Tora ist doch die Gebetsrolle bei den Juden - ein Bild von einem Priester erscheint in meinem Kopf, der GRADE die Rolle liest...
Matheno hört sich irgendwie nach Maschine an und Maschinen arbeiten und Lernen ist auch Arbeit, also heißt Matheno lernen.
Und Hellas ist Griechenland und eleniko ist hellenistisch - also eigentlich alles ganz einfach!
Und zum Glück gibt es tatsächlich auch Wörter, die man sich ziemlich leicht merken kann: "Restaurant" heißt zum Beispiel "Eßtiatorio" - sehr witzig!
Übrigens...
Wollt ihr meine Lieblingseselbrücke für heute hören:
Sissi! Genau DIE! Die hat nämlich was mit "Heute ist es heiß" zu tun.... heiß ist nämlich Sesti und beim Abfragen fiel mir dann immer nur "Irgendwas mit Sissi" ein... Also erst mal die Sissi mit E schreiben... Sessi... dann muss man sich nur noch merken, da noch ein T rein zu schieben und schon hat man sie fertig:
Sesti - Die "heiße Sissi"!
Dieser Artikel gehört zu einer Reihe! Du möchtest die ganze Reihe lesen? Klick hier!
Du möchtest noch mehr Geschichten aus Griechenland lesen? Klick hier!
Du möchtest alle meine Artikel lesen? Klick hier!