San Cristobal de las Casas
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Nachdem uns viele Freunde San Cristobal de las Casas als die letzte indigene Hochburg in Mexico angepriesen haben, in deren Umfeld viele Maya-Stämme leben und man noch das "echte" Mexico erleben kann, beschließen wir, auf unserer Tour durch Süd-Mexico auch noch einen Abstecher dort hin zu machen. Da wir mit dem Auto unterwegs sind, haben wir eine extrem mühsame Anreise vor uns, die durch Bergdörfer mit vielen vielen Serpentinen führt, in denen die Bewohner selbstgebastelte topes überall auf der Strecke verteilt haben... Topes sind Verkehrsberuhigungen, die man in Holland als "drempel" oder in England als "sleeping policemen" kennt und die jedes Auto zwingen, sein Tempo zu drosseln.... Bei uns heißen die Dinger übrigens "Bremsschwellen"... gewußt? Ich auch nicht! ...
Jedenfalls sind diese Schwellen hier ein ganz anderes Kaliber, als unsere netten kleinen Hügelchen in den verkehrsberuhigten Zonen in deutschen Wohngebieten...
Diese self-made-topes hier sind bei den extremen Licht- und Schatten-Verhältnissen von Weitem nämlich sehr schlecht zu sehen, da sie aus dem gleichen Beton bestehen wie die Straße. Außerdem bestehen sie einfach aus einer ca. 10 Zentimeter hohen steilen Kante, über die man nur im Schneckentempo fahren kann... Die Topes-Bastler verbrauchen dann erstens nicht so viel Beton, brauchen sich zweitens nicht die Mühe zu machen, den Tope in einer schönen sanften flachen Kurve zu gestalten und drittens hat der tope auf die Art und Weise noch einen viel größeren Effekt: Man fährt nämlich nichtsahnend der Hauptstraße im Dorf entlang und muss ständig voll in die Eisen gehen, wenn man keinen Achsenbruch riskieren möchte... Dazu kommen dann noch in jedem Dorf die Dorfkinder, die sich rechts und links der Straße verteilen und plötzlich und unerwartet ein Seil vor deinem Auto spannen, weil sie hoffen sich auf die Art und Weise einen Wegzoll zu erbetteln... Für Abwechslung auf dieser Strecke ist also mehr als gesorgt und ich bin unglaublich froh, dass ich nicht am Steuer sitzen muss! Von dem ganzen Stop-and-Go wird uns allerdings ganz schön übel und nach 5 Stunden für knapp 200 km sind wir dann auch alle total froh, endlich in San Cristobal angekommen zu sein. Touristen, die mit dem Flugzeug anreisen, sind diesmal wirklich im Vorteil!!!
Wir essen also noch in einem netten kleinen Restaurant und fallen danach in einem netten kleinen Hotel nur noch hindemüde in unsere Betten...
Am nächsten Tag bummeln wir durch die malerische Stadt und flanieren durch die nette Fußgängerzone mit vielen vielen bunten Häusern und kleinen Geschäften, die an einer Kirche mit einer unendlichen Himmelstreppe endet, die wir auch brav erklimmen... Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf diese idyllische kleine Kolonialstadt und das tolle Bergland ringsherum!
Dann gucken wir uns noch ein paar andere schöne Kirchen und nette Plätze an setzen uns in eins der hübschen Cafes und dann... ? Hhm, was macht mal hier noch? Die Männer unserer kleinen Gruppe lassen sich von einem Barbier verwöhnen, was eine wirklich lohnenswerte Erfahrung ist und wir gucken gespannt zu und lehnen uns ein bisschen zurück... und lassen den Tag schließlich in einem der netten kleinen Restaurants ausklingen.
Am nächsten Tag gibt es noch ein paar schöne bunte Märkte anzugucken und wir genießen noch mal die Farben und Menschen und die entspannte Atmosphäre des Nichts-Tun und dann geht es für uns am nächsten Tag auch schon wieder weiter...
Und hat sich der Abstecher gelohnt? Jein... Dafür dass die Anfahrt so unglaublich anstrengend ist: Nein! Um noch ein wirklich nettes indigenes Städtchen außer dem viel größeren Oaxaca kennen zu lernen: Ja!
San Cristobal lohnt sich unbedingt, wenn man fernab von allem ein paar Tage ausspannen möchte und die ruhige Atmosphäre dieses verschlafenen bunten kleinen Ortes mitten im Nichts schätzt. Und wer sich dafür entscheidet, ein paar Tage länger zu bleiben, der kann noch einige Ausflüge in die Umgebung machen, die man alle in San Cristobal buchen kann.
Was immer wieder viele viele Reisende nach San Cristobal zieht, ist die Atmosphäre von Authentizität, da einem hier deutlich mehr indigene Bevölkerung über den Weg läuft, als anderswo in Mexico.
Allerdings fällt mir auf, dass die Indios, die hier leben fast alle extrem arm sind: Frauen und Kinder sind in der Regel barfuß und versuchen auf der Straße, uns selbstgemachte Handarbeiten, Nüsse oder Kaugummis anzubieten, da sie von diesen Einnahmen leben... Das wirkt malerisch, aber nur für den, der diese Armut nicht selbst leben muss...
Der Bundesstaat Chiapas erlangte übrigens Bekanntheit durch eine politische Bewegung, die sich Zapatisten nennen, und die das Ziel haben, die extreme soziale Benachteiligung der indigene Bevölkerung hier zu beenden. In den 90er Jahren organisierten diese Zapatisten Aufstände, und besetzten sogar zu kurzzeitig die Stadt San Cristobal. Wie man aber überall sieht, sind sie ihrem Ziel leider nicht sehr nahe gekommen...
Um diese Bewegung zu unterdrücken und Kontrolle über den kompletten Bundesstaat ausgeübt wird, der immer noch zu den ärmsten in Mexiko zählt, gibt es auch heute noch in ganz Chiapas überall Straßensperren des Militärs, an denen man sich ausweisen muss und die auch wir auf unserem Weg passieren mussten... Für uns jedes mal ein gruseliges Gefühl...
San Cristobal ist übrigens eines der von der mexikanischen Regierung unter Schutz gestellten "pueblos magicos", also ein magischer Ort... Wenn Ihr noch mehr solcher Orte finden möchtet oder mehr über San Cristobal wissen wollt, klickt hier:
San Juan Chamula
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Eine schöne Tour, die man auch als Ausritt zu Pferd buchen kann, führt nach "San Juan Chamula", wo es eine nette Kirche zu besichtigen gibt.
Hier wohnt die Indio-Gruppe der Chamulas, die zu den Tzotzil-Maya gehören und durch ihren Kleidungsstil auffallen. Wenn Ihr dort hin fahrt, genießt das
ursprüngliche Ambiente und denkt bitte daran, die Privatsphäre der Leute zu respektieren - wenn Ihr einzelne Personen fotografieren wollt, fragt bitte vorher!
Noch mehr Ausflüge
Nur etwa 50 Kilometer, und damit eine gute Autostunde von San Cristóbal de las Casas entfernt gibt es den "Canion de Sumidero", einen Fluß mit einer Schlucht, die sich 1000 m in die Höhe erhebt. Hier kann man eine Bootstour von Chiapa de Corzo aus machen und Krokodile, Affen, und mit ein bisschen Glück auch Schildkröten sehen.
Dann gibt es noch den "Nationalpark Lagunas de Montebello", der über 7.000 Hektar wunderschöne Natur mit über 50 glasklaren Seen zu bieten hat. Es gibt hier kaum Touristen, da er nur sehr mühsam zu erreichen ist, aber laut den Aussagen einer Freundin lohnt es sich sehr!
Und dann gibt es noch den Wasserfall "El Chiflón" zu bestaunen, der mit einem wunderschönen Wasserbecken am Weg und einem Aussichtpunkt am Wasserfall glänzt. Wie überall hier kannst du auch an diesem öffentlichen Ort gerne baden, wenn Du Zeit und Lust dazu hast!
Agua Azul
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Auf dem Rückweg von San Cristobal nach Yucatan legen wir noch einen Stopp ein, um die wunderbaren Wasserfälle von Agua Azul zu besuchen. "Agua Azul" bedeutet "blaues Wasser" und hier ergießt sich in mehreren Cascaden türkisblaues Wasser den Hang hinunter. In den Sommermonaten kann das Wasser auch schon mal ein bisschen trüber sein, da der Fluss dann durch die vielen Regenfälle anschwillt. Trotzdem ist das Wasser immer noch sehr klar und der Anblick faszinierend und ein Ausflug hierhin lohnt sich unbedingt! Wir verbringen jedenfalls einen herrlichen Tag hier!
Falls Du nicht mit dem eigenen Auto unterwegs bist und diese wundervollen Wasserfälle auch besuchen möchtest, gibt es übrigens in Palenque ein paar Anbieter, die Touren dort hin machen, meistens in Kombination mit einem anderen Wasserfall, dem "Misol-Ha".
Am Agua Azul angekommen, folgen wir vom Parkplatz aus erst mal einem Weg, der parallel zum Fluss hoch führt und an dem nebeneinander Verkaufsstände aufgereiht sind - unter anderem mexikanische Essensstände, die leckeres Fingerfood anbieten.
Wir laufen ungefähr bis zur halben Höhe, immer mit Blick auf die natürlichen Stufen und Bassins, die der Fluss zwischen den einzelnen kleineren und größeren Wasserfällen bildet. Und überall entlang des Wegs sitzen Menschen am Flussufer und genießen den Tag oder plantschen in den Fluten - Am Wochenende und an Feiertagen ist der Agua Azul übrigens auch ein beliebtes Ausflugsziel für Mexikaner, da man hier wie gesagt wunderbar baden kann.
Für uns als Deutsche ein unglaublicher Anblick: Hier ist nichts abgesperrt, keine Warnschilder sind aufgestellt und es gibt auch keinen Parkwächter oder Bademeister, der aufpasst dass sich hier niemand aus Versehen ertränkt - was angesichts der Strömung und der kleinen Wasserfälle durchaus passieren könnte, wenn Jemand allzu waghalsig ist...
Stattdessen achtet einfach jeder darauf, sich nicht in Gefahr zu bringen und geniesst diesen wundervollen Fleck mitten in der Natur! ...
Da wir schon vorher wussten, dass man in dem Fluss baden kann, haben wir alle unsere Schwimmsachen schon unter unserer Kleidung an und stürzen uns genau so in das wunderbare kühle Wasser, wie all die vielen Mexikaner rings um uns herum... und es lohnt sich sooo sehr!
Bei wunderbarem Wetter mit strahlend blauem Himmel sitzen wir im Fluss unter einem kleinen Wasserfall oder lassen uns von der leichten Strömung bis zum nächsten Wasserfall treiben, klettern dort wieder ans Ufer und laufen zu unserem Ausgangspunkt zurück... Einige Leute haben lange Seile an Bäumen befestigt und wer sich traut, kann damit weit bis über den Fluss schwingen und sich dann mitten hinein fallen lassen. Ein herrlicher Platz, wo die Seele baumeln kann und alle Menschen den Fluß mit seinem klaren Wasser und die natürlichen Becken genießen!
Nach ein paar Stunden fängt es plötzlich an, dicke Tropfen zu regnen und da Regenzeit ist, wissen wir ganz genau, was uns jetzt erwartet!
Bevor der Himmel seine Schleusen öffnet, raffen wir also ganz schnell all unsere Sachen zusammen und wollen uns eigentlich im Stechschritt auf dem Rückweg zum Auto machen, aber innerhalb der Minuten, die wir brauchen, um unser Zeug zusammen zu suchen, schüttet es schon so dermaßen, dass wir uns gar nicht mehr zu zu beeilen brauchen...
Auch egal - es ist ja Hochsommer und sogar der Regen ist wunderbar warm! Also ziehen wir unsere nassen Schwimmsachen gar nicht erst aus, verstauen unsere Anziehsachen gut in den Taschen und schlendern fröhlich lachend den Weg zurück, den wir gekommen sind, während der Regen die Haare noch mehr am Kopf kleben lässt, die Füße bei jedem Schritt in den Schuhen schmatzende Geräusche von sich geben und ich mich in meine Kindheit zurückversetzt fühle, in der es häufig solche Hitzegewitter gab und ich mit meinem Brüdern singend und tanzend bei strömendem Regen im Garten herumgelaufen bin...
Nach den vielen Stunden ausgelassenen Tobens im Wasser sind wir natürlich auch hungrig und als wir wieder an den Ständen mit den Flautas vorbeikommen - leckere dünne Röllchen mit Hähnchenfleisch gefüllt - kaufen wir kurzerhand einen ganzen Berg davon, von dem wir uns auf unserem Weg nach unten jeden Bissen genießen. Die ganze Situation ist so perfekt und wunderbar, dass das Essen doppelt so gut schmeckt und wir nach ein paar Metern schon alle flautas verputzt haben... Hhhm... Mjam!... Und wir haben ja noch einen sooo weiten Weg vor uns!... Lachend halten wir an und beschließen, dass einer von uns zurück geht und der netten Indio Frau einfach alle flautas an ihrem Stand abkauft... So was hat sie bestimmt auch noch nicht erlebt!
Und dann verbringen wir den restlichen Weg in strömenden warmen Sommerregen schlendernd damit, köstliche flautas zu kauen...
Was für ein herrlicher Tag!
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