Back to Greece 2020 - Coronatest und Hundeklos

Hallo ihr Lieben,

nach einer vierwöchigen Sommerpause in Deutschland bin ich wieder da!
Und da ich wieder on the road bin, habe ich auch endlich mal wieder Zeit und Lust, einen Bericht für Euch zu schreiben...

Ich sitze nämlich grade auf der Fähre von Ancona nach Korfu, wo wir noch ein paar nette Urlaubstage verbringen wollen. Insgesamt sind wir 16 Stunden unterwegs, ich habe also wirklich viiiiel Musse!

Vorgestern haben wir uns auf den Rückweg in unsere zweite Heimat Thessaloniki gemacht, was gar nicht so einfach war:
Die Route stand bis zuletzt nicht fest, weil sich gerade täglich die Einreisebestimmungen nach Griechenland geändert haben:
Zuerst heißt es, man braucht ein Formular mit QR-Code zur Einreise nach Griechenland... Ok, kein Problem...!
Dann werden plötzlich alle Grenzübergänge auf dem Landweg nach Griechenland gesperrt bis auf einen einzigen letzten in Bulgarien... Auch noch machbar...!
Und seit letzter Woche verlangt Griechenland einen 72-Stunden-Corona-Test... Aber halt!... nicht von Menschen mit Aufenthaltsgenehmigung und/oder Wohnsitz in Griechenland (so wie wir)... Puh...!
Aber seit ein paar Tagen dann nun doch auch von denen... Mist...!
Aber nur auf dem Landweg!...
Was bei 2500 km von Deutschland aus kaum zu schaffen ist...
Und auf dem Luftweg!...
Den wir nicht nehmen können, weil wir mit dem Auto hier sind...
Aber NICHT auf dem Seeweg! Hurra! Das ist dann also unser Nach- Hause-Weg...

24 Stunden bevor es los geht füllen wir noch brav ein Online-Formular aus, das die Griechen für die Einreise verlangen. Am Tag der Einreise um kurz nach Mitternacht soll man dann einen QR-Code zugeschickt bekommen, den man bei der Einreise vorzeigen muss... Freunde von uns, die letzte Woche von Brindisi aus nach Igomenitza gefahren sind, mussten ihn beim Betreten der Fähre vorzeigen. Sie sind aber nur 6 Stunden und nicht über Nacht gefahren... Bei uns dauert die Fahrt aber 16 Stunden und wir bekommen den Code erst mitten in der Nacht, wenn wir schon auf der Fähre sind... Was jetzt?...
Na klar: Das Reisebüro anrufen, über das wir die Fähre gebucht haben!
Bei der Buchung ist sofort jemand nach dem zweiten Klingeln dran gegangen... jetzt haben wir einen Dauer-Freiton...
Aber egal! Bis wir in Ancona sind, dauert es ja noch zwei Tage...

Erst mal starten wir unseren Rolling-Home-Trip mit einer relativ kurzen Etappe bis nach Stuttgart, wo wir bei netten Freunden übernachten und lange gemütlich quatschen...
Am nächsten Morgen habe ich allerdings leider so ein blödes Kratzen im Hals, das auch im Laufe des Tages nicht besser wird, sondern eher schlimmer...
Und los geht das Gedankenkarussel:
Was ist, wenn das Corona ist?!... Habe ich Fieber? ... Mal Stirn fühlen... Nein, fühlt sich kühl an...
Aber grade in den letzten Tagen haben wir noch viele Leute getroffen... zwar immer mit Abstand...
Mist!!!
Habe ich trockenen Husten?... Hhmm, nur, wenn der Hals besonders kratzt, aber die Bronchien sind frei...Gut!...
Also Plan A: Abwarten, ob es schlimmer oder besser wird...
Plan B: Falls es schlimmer wird... umdrehen?... oder riskieren nach Griechenland einzureisen und dort Corona zu haben?...
So ein Scheiß!!!
Meine Laune sinkt ins Bodenlose und schließlich halte ich mich erst mal an Plan C: Gehirn ausschalten, bis wir vor der Fähre stehen und dann sehen wir weiter!

Ich krame also sämtliche Medikamente raus, die ich dabei habe und starte einen Großangriff:
Metavirulent (homöopatisch) fürs Immunsystem, Bronchicum-Lutschtabletten (pflanzlich) zum mobilen Inhalieren, Tantum-Verde-Spray (pure Chemie) um im Rachen die Keime zu töten und schließlich noch Vitamintabletten...

Während der Fahrt löst sich immerhin die große Preisfrage, wie das mit dem QR-Code gehandhabt wird! Nein! Unser Reisebüro hat uns nicht aufgeklärt - das habe ich mindestens weitere 30 mal vergeblich angerufen... die sind wohl entweder Pleite oder in Quarantäne... Aber auf der Internet-Seite des Auswärtigen Amts bin ich fündig geworden:
Man zeigt einfach am Ticketschalter einen Ausdruck vor, dass man den Antrag gestellt hat - das reicht der Fähre, um uns mit zu nehmen! Hat genau so geklappt!

Gestern dann also noch bis Imola kurz hinter Bologna fahren (kennt man vom Autorennen), noch mal eine volle Dröhnung Medi-Mix nehmen, Ohrstöpsel in die Ohren und schön früh ins Bett...
Und heute morgen werde ich wach und... Gott sei Dank! ... Alles wieder normal! Der Claudi-Spezial--Mix hat gewirkt! Große Erleichterung! Na dann: Auf nach Ancona!

Zum Glück haben wir auf dem Weg zur Fähre eine Stunde Luft eingeplant (falls wir in einen Stau kommen), denn in Ancona verbrauchen wir davon 45 Minuten mit hin und her gurken...

Zuerst mal wissen wir nicht, wo das Fährbüro ist, in dem wir unsere Tickets abholen müssen und fahren in die - übrigens wunderschöne - Innenstadt...
Die dortige Filiale gibt uns einen Straßennamen und schickt uns zurück ins Industriegebiet am Hafen, das trotz Navi nicht so leicht zu finden ist... an der völlig unscheinbaren Einfahrt die von der Hauptstraße auf die parallele Hafenstraße führt, fahren wir insgesamt drei mal vorbei, bis uns endlich klar ist, wie wir die Straße wechseln können...

Im Hafen-Gebiet folgen wir kreuz und quer zig gelben Schildern mit "car" und ""embarcation" und haben dann immerhin die Büros der Fährgesellschaften gefunden! Die Strecke ist so ein Irrweg, dass ich mir vorsichtshalber mal den Standort markiere, falls wir hier noch mal hin müssen...

Lutz besorgt die Tickets und wird direkt schon zu einem Gerät geführt, das seine Temperatur messen soll... Leider funktioniert es nicht auf Anhieb und der extrem schlecht gelaunte Angestellte blafft Lutz ständig nur immer wieder "Mask" "Mask" ins Gesicht, bis er selber merkt, dass er vergessen hat, den Knopf für die Messung zu drücken...
36,7° - alles paletti!

Dann geht die Schnitzeljagd weiter, denn jetzt müssen wir wieder zurück zu der Straße neben der Hauptstraße und die Fähre finden... Wieder den Schildern nach: rechts, links, kreuz, quer... geschafft! Und auch diesen Standort speichere ich mir direkt mal ab!

Wir haben mit den Tickets zusammen ein Schild mit der Aufschrift "Corfu" für hinter die Wiki Windschutzscheibe bekommen und landen deshalb in der äußeren rechten Reihe. Da das Boarding erst mal mit den LKWs ganz links anfängt, steigt Lutz erst mal aus, zoeht seinen neuen Sonnenhut auf und spaziert ein bisschen auf dem Gelände herum, als mich ein freundlicher Angestellter anspricht, der bei allen Fahrern der Autos Fieber messen will... Ich zeige in der Ferne auf Lutz und der nette Mann misst dann eben bei Lutz erst, nachdem er sich bei 30 Grad durch unsere Autoreihe nach vorne gearbeitet hat... Ich sehe von Weitem, wie er das Messgerät an Lutz Stirn hält... Armgefuchtel... Er zeigt Lutz die Anzeige... Schulterzucken und weiteres Armgefuchtel in Richtung unseres Autos...
Oh nein!!!...

Wieder bei mir angekommen erklärt Lutz mir, dass das Gerät 37,3° gemessen hat und der nette Mess-Mann ihm aufgetragen hat, aus der Sonne raus zu gehen, den Hut auszuziehen und sich erst mal ins Auto zu setzen... Er käme dann gleich noch mal vorbei!
Bei einer Hand-Probe fühlt sich Lutz Stirn für mich ehrlich gesagt überhaupt gar kein bisschen warm an, aber vorsichtshalber machen wir mal die Klimaanlage an...

Außerdem hat der Typ noch Anweisung gegeben, dass nur die Fahrer im Auto bleiben und alle anderen Passagiere schon mal zu Fuß die Fähre betreten sollen...
Das ist ein bisschen spooky, denn wenn sie Lutz wegen Fieber nicht an Bord lassen, sitze ich am Ende alleine auf dem Schiff mit allen Elektronikartikel, meinem Reisepass und zwei Schlafsäcken...
Lutz wiederum braucht sich keinerlei Sorgen um sein leibliches Wohl zu machen; er soll das Essen mit an Deck bringen...

Ich schultere trotzdem meinen Teil des Gepäcks, mache mich auf den Weg und hoffe das Beste! Gehirn ausschalten hat ja gestern auch gut funktioniert...

Am Eingang wird erst mal mein Ticket kontrolliert "Ah! Claudia! An italian name!"... Sehr nette Begrüßung!...
Rolltreppe hoch und hier wird jetzt auch meine Temperatur gemessen...
Praktischerweise stehe ich beim Messen nicht wie Lutz in der knallen Sonne, sondern in einer Kaltluftschleuse... und darf natürlich weiter!... Allerdings ist die Schleuse so kalt, dass ich vermute, dass die Reisenden hier alle Untertemperatur bei der Messung haben...
Da frage ich doch mal lieber nicht nach dem Ergebnis!
Und noch eine Rolltreppe hoch... Hier stehen lauter superfreundliche Angestellte mit Masken rum (übrigens trägt schon den ganzen Tag JEDER in Italien eine Maske), die einen fragen, was man gebucht hat (eigene Kabine, Pullmann-Sitz im Großraumabteil oder Deck) und einem den Weg weisen.

Wir wollen uns das Geld für die Kabine erst mal sparen und ein Großraumabteil kommt bei Corona für uns nicht in Frage, also haben wir mal Deck gebucht. Der Mensch vom Reisebüro meinte, da alles leer ist können wir wenn wir wollen immer noch an Deck upgraden.

Ich gehe also hoch aufs Deck, suche uns im schattigen Kantinenbereich einen Randplatz und warte auf Lutz, der schon 15 Minuten später auch eintrudelt...
Freude strahlend erzählt er, dass er ganz ganz vorne parken durfte...
Und ich bin ziemlich erstaunt: "Die haben Dich trotz Fieber einfach rein gelassen?"...
"Fieber? Hahaha! Die haben gar nicht mehr gemessen!"...
... ... ...

Die Fähre ist wie gesagt ziemlich leer und wir können uns dank unserem Randplatz so setzen, dass wir genügend Abstand zu unseren Mitreisenden haben. Wie überall ist es nämlich Glückssache, ob die lieben Mitreisenden das mit dem Abstand auch wichtig finden und ungefähr ein Drittel interessiert das hier eher nicht...

Wir legen ab und ein Ehepaar Mitte fünfzig geht mit zwei Klappliegen an mir vorbei... "Sehr schlau zum Schlafen nachher" denke ich "...und einen Platz suchen sie sich auch schon!"... Aber nein! Die Beiden gehen zielstrebig bis zur extrem sonnigen Mitte des Decks und alle Augen von den Schattenplätzen rings herum folgen ihnen...
Und dann stellen sie tatsächlich ihre Liegestühle einsam und alleine mitten aufs Deck an den verlassenen und leeren Pool, ziehen sich aus bis auf ihr Badedress und braten dort stundenlang in der Sonne...
Neidisch? Fassungslos?
Jedenfalls irgendwie skurril, denn jeder andere Platz an Deck hätte es auch getan und wäre weniger auffällig gewesen...
Aber am Pool liegen ist nun mal am Pool liegen - egal ob voll oder leer...

Am Nachbartisch rechts von uns sitzen drei ältere Franzosen die sich so hingesetzt haben, dass ihr Riesenhund quer im Gang liegt und den Durchgang zu den Tischen dahinter versperrt... Außerdem lassen sie ihn jeden Hund, der in sein Blickfeld gerät in einer unfassbaren Lautstärke anbellen, bis der Konkurrent wieder verschwunden ist... sehr nervig, sehr unsozial!... Zum Glück habe ich meine Ohrstöpsel dabei...

Dafür sitzen aber am Tisch links neben uns ein paar unglaublich sympathische junge Leute, von denen zwei seit einer halben Stunde ein sehr sehr nettes Unterhaltungsprogramm bieten: Sie üben nämlich sehr elegante klassische Tanzfiguren auf dem Deck direkt vor uns und ich versuche, mir die Musik dazu vorzustellen: Eins zwei Chachacha...

Als die Sonne untergeht, ziehen wir schließlich mit unseren Taschen ans Ende des Schiffes. Ich mache noch ein paar wunderbare Sonnenuntergang-Fotos über dem Meer und jetzt liegen wir einigermaßen windgeschützt auf unseren Isomatten unter unseren Schlafsäcken. Unter uns das leise Rollen des Schiffs und über uns das Sternenzelt...
Herrlich!

Übrigens
Es gibt fünf riesige und zwei kleine Hunde auf der Fähre, die jede halbe Stunde von ihren Besitzern eine Runde über das Deck spazieren geführt werden und die gewonnene Freiheit dazu nutzen, sich bellend vor ihren Kumpanen aufzuspielen, die brav in der Hitze (wir haben wie gesagt 30 Grad) unter den Tischen liegen... Ich beobachte das Treiben in erster Linie deshalb interessiert, weil ich gerne wissen möchte, was Herrchen und Frauchen mit den Ausscheidungen ihrer Lieblinge machen, die sich durch diese Spaziergänge eigentlich unweigerlich ihren Weg durch den Hundedarm suchen müssten...
Gibt es hier vielleicht irgendwo ein Hundeklo?! Das würde ich bei einer 16-Stunden-Fahrt ja tatsächlich anbieten...
Oder packt man die Haufen in mitgebrachte Tüten und wischt anschließend das Deck?...
Immerhin wollen die Meisten hier auf dem Deck nachher ihre Schlafsäcke ausbreiten...
Vielleicht mischen die Besitzer ihren Hunden vorher Kohletabletten unter das Futter oder Leporamid - das legt ja bei Durchfall alles lahm...
Und vielleicht können manche Hunde sogar so lange einhalten???... Würde mich allerdings wundern - Ich kann das jedenfalls nicht!
Oder kann man einen Hund noch schnell über die Reling halten, wenn er anfängt zu kacken?... Die kleinen Hunde vielleicht... Die muss man dann aber SEHR gut festhalten!...
Auf der schwäbsche Eisebahne... TrulaTrulaTrulaLa...

 

Kleiner Nachtrag: 

Am nächsten Morgen muss man tatsächlich sehr aufpassen, denn überall an Deck liegen dunkelgelbe Pipi-Pfützen - bäääähhhh...

 

Nachtrag 2:

Nachdem wir von der Fähre runter sind, wird mein QR-Code, der heute Nacht gekommen ist auch promt von dem freundlichen Beamten gescannt, der auf alle Einreisenden wartet...

Leider funktioniert sein Gerät nicht so ganz einwandfrei und er muss drei Mal scannen, bevor er ein Ergebnis hat!

Lutz QR-Code spart er sich dann lieber und scannt den gar nicht erst...

Stattdessen wählt er Lutz für einen Coronatest ausund schickt ihn zum Testen in ein großes Zelt... So kann man auch zufällige Stichproben machen: Das Gerät spinnt grade wieder? ... schüttel schüttel ... räusper ... Schulter zuck ... Na ja, macht nix! Dann einfach ab zum Corona-Test!... Der Nächste bitte!...

 

Jetzt müssen wir 24 Stunden in dem von uns angegebenen Hotel auf das Ergebnis warten und social distancing einhalten...

Hat er kein Corona, bekommt er keine Nachricht. Hat er Corona, bekommt er innerhalb von 24-72 Stunden eine Nachricht...

Na, habt Ihr den Denkfehler auch gefunden?!... ... ...