12.00
um 5 Uhr ist die Nacht vorbei, weil ich von heftigem Rauschen geweckt werde und mich frage, woher dieses seltsame Geräusch kommt, bis mir einfällt, dass ich gestern auf der Wetter-App gesehen habe, dass es heute regnen soll. Und zwar heftig! Überhaupt habe ich hier schon mehr Gewitter erlebt, die sich wie entfesselte Naturgewalten der Götter anfühlen, als ich mich jemals in Deutschland erinnern kann. Die Gewitter hier erinnern er an gewaltige Donner-, Sturm- und Regen- Ausbrüche am Meer oder in den Bergen... und da wir hier am Meer leben UND den Olymp in Sichtweite haben, also ringsrum die höchsten Berge Griechenlands aufragen, wundert mich die Heftigkeit also nicht... Tropfen groß wie Aprikosenkerne werden so heftig und in solchen Mengen gegen die Scheiben und auf die Fliesen geschleudert, dass ich immer wieder denke, es hagelt! Sehr sehr faszinierend dieses Spektakel!!!
Inzwischen ist es 12 Uhr und zum Glück haben wir die schlimmste Phase mit heftigstem Donner und Blitzen, die der liebe Zeus ringsum uns runter hat krachen lassen, grade hinter uns und diesmal hat es nicht so lange gedauert wie sonst.
Allerdings haben wir jetzt mal wieder keinen Strom, aber als der Regen so heftig wurde und es donnerte und krachte, dachte ich mir das schon. Nachdem ich im Herbst im Strandlokal gesehen habe, wie die Griechen Kabel flicken (> Nebensaison im Strandlokal) , ist mir auch endlich klar, warum hier immer mal wieder bei starkem Regen der Strom ausfällt und ich bin nicht mehr so verunsichert wie beim ersten Mal... (> Das Geisterhaus).
Im Grunde stört es mich heute gar nicht besonders, dass wir jetzt für ein paar Stunden ausschließlich analogen Beschäftigungen nachgehen können: Lutz ist einkaufen gefahren und ich habe die Küche aufgeräumt und geputzt, was ich mir für heute sowieso vorgenommen hatte. Mal sehen, wie lange es diesmal braucht, bis das Kabel wieder zusammen geknotet ist bzw. der Kurzschluss im Stromkasten behoben ist, in den es wahrscheinlich reingeregnet hat (das ist zumindest der Grund, warum unsere Außenbeleuchtung bei Regen nicht funktioniert - die wir aber nebenbei bemerkt ja sowieso nicht nutzen...) - ich habe zum Glück noch genügend Dinge, die auf mich warten und werde gleich mal damit anfangen, das schöne Treibholz zu sichten, dass wir letzte Woche gesammelt haben und daraus ein paar schöne Dinge zu machen. Eine gute Aktion für analoge Regentage in Griechenland...
18.00
Inzwischen ist es stockdunkel und ich liege unter 3 Decken auf dem Sofa und lese auf meinem Handy im Nachtmodus, um Akku zu sparen, als plötzlich für eine Sekunde alle Lichter angehen kurz flackern und wieder ausgehen - ein untrügliches Zeichen dafür, dass irgendwelche Elektriker an den Leitungen arbeiten und versuchen, sie wieder in Gang zu kriegen. Jippie! Dann dauert es normalerweise noch eine halbe Stunde und wir haben wieder Strom!
Diesmal habe ich mich aber leider zu früh gefreut: Bis jetzt ist nur eine der 3 Phasen ausgefallen, sodass ein paar Lampen, der Kühlschrank und auch die Mikrowelle noch funktionieren. Nach dem kurzen Aufflackern haben wir jetzt nur noch 1 Phase, die läuft... Mist!!! Aber immerhin tut es der Kühlschrank noch...
20.30
Ich schäle mich schweren Herzens aus meiner warmen Sofa-Decken-Burg (kein Strom = kein Brenner = keine Heizung = alle Zimmer scheisse kalt) und gehe schweren Herzens eine Etage höher ins kalte Schlafzimmer, wo mich Erstaunliches erwartet: Lutz sitzt im Bett, alle Lampen sind hell erleuchtet und auf seinem laptop läuft eine Serie! Hurra!!! Mir egal, wie unlogisch das ist, aber hier funktioniert alles und die Aussicht, einen schönen Abend im Bett mit Serie gucken zu verbringen lässt mich innerlich jubeln...
Also nichts wie ab ins Bett, die Kissen zurecht gerückt und genießen!
Und weil ich einen elektrisch verstellbaren Lattenrost habe, kann ich das ganze zu einem Luxusevent machen, indem ich mein Kopfteil in Sitzpositzion beame und die Füsse auch noch ein bisschen hoch fahre, fast so, als sitzt man in einem bequemen Liegestuhl...
Ihr ahnt es schon?!...
21.00
Jaaaa! Genau!!! Ich habe leider eine winzige aber sehr entscheidende Sache vergessen!!!...
Wir haben doch eigentlich Stromausfall???!!!
PENG!
Plötzlich sitzen wir im Dunkeln und nur der laptop läuft noch ein kleines bisschen weiter, bis auch er seinen Geist aufgibt, weil der alte Akku nach einer Minute leider schon leer ist...
Die überaus fähigen Elektriker haben es innerhalb von 9 Stunden nach dem ersten Stromausfall geschafft, den Strom von 2 Phasen auf eine Phase und jetzt auf Null zu reduzieren!... Na wunderbar!
Ich laufe einmal mit meiner handy- Taschenlampe durchs ganze Haus und - noch ein Hoch auf die griechischen Elektriker - jetzt ist auch der Kühlschrank tot und im Tiefkühl lagern so nette Sachen wie Calamaris, Lachs und Fischstäbchen...
Frustriert lege ich mich also wieder ins Bett... oder um genau zu sein SETZE ich mich wieder und Bett... ... ...
Oh nein!!! Ohne Strom lässt sich mein Bett natürlich nicht wieder runter in Liegeposition fahren! Schock!
Lutz bietet mir netterweise sofort Asyl auf seiner Bettseite an und so kuscheln wir uns also auf einem kleinen Meterchen zusammen bis Lutz mitten in der Nacht dann doch beschließt, in eines der Gästezimmer umzuziehen, damit wir noch ein bisschen Schlaf kriegen...
9.00 Der nächste Morgen
Immer noch kein Strom!
Ich habe die wildesten Dinge geträumt, die alle mit Stromausfällen zu tun hatten und direkt nach dem Aufwachen überlegt, dass ich einen gusseisernen Topf habe, den man bestimmt auch mitten in die Flammen im Kamin stellen kann, sodass ich den Fisch vielleicht da drin braten könnte...
Lutz hat nämlich schon schön den Kamin angemacht und wir überlegen, ob wir die Vermieter anrufen, damit sie der Stromfirma mal auf die Füsse treten... Aber vorher geht Lutz mal vorne auf die Straße, um zu gucken ob die Nachbarn auch ohne Strom da sitzen...
Und: Überraschung! Da hocken schon die lieben Elektriker, die es seit gestern Mittag geschafft haben, den Strom Stück für Stück immer mehr ausfallen zu lassen und werkeln schön an einem Stromkasten rum - wir brauchen also keinen anzurufen, sondern müssen einfach nur abwarten...
Wie lange das noch dauert? - keine Ahnung!
Denn interessanterweise schrauben und knoten die Herrschaften an den selben Kabeln herum, an denen sie auch die letzten 6 Mal schon zu Gange waren...
Jetzt fragt Ihr Euch als praktische Deutsche, warum man dann das mangelhafte Teil nicht einfach austauscht, das bei jedem schweren Gewitter das ganze Viertel lahm legt?...
Tja das frage ich mich auch! Aber da haben wir irgendwie eine andere Sichtweise als die Griechen: Solange sich, wie in unserem Strandlokal, die Stromkabel mit der Geflügelschere irgendwie provisorisch flicken lassen, geht es doch wunderbar auch so - wozu also noch mehr Aufwand betreiben...
Übrigens
Auch unsere Aussenbeleuchtung funktioniert bestimmt bald wieder! Und die Reparatur ist mega einfach:
Wir müssen einfach nur warten, bis die Sonne raus kommt und alle nassen Kabel trocknet... Et voila!
Wo ist denn das Problem?!...
Nachtrag
12.00 PIEP! Der Kühlschrank springt wieder an und wir haben in ganzen Haus wieder Strom! Heureka!
Als erstes gucke ich mal in den Tiefkühl: Puh, Alles noch schön gefroren...
Und als zweites rauf ins Schlafzimmer! Sooooo... Bett runter fahren... ... ... Man weiß ja nie!